Das Gebäude des Bundesrates

Foto: Bundesratsgebäude

© Bundesrat | Christian v. Steffelin

Das Bundesratsgebäude in der Leipziger Straße in Berlin kann auf eine mehr als hundertjährige Geschichte zurückblicken: 1904 wurde es unter der Leitung des Architekten Friedrich Schulze-Kolbitz für die Nutzung durch das Preußische Herrenhaus fertig gestellt.

Bundesratsgebäude

© Bundesrat | Karl-Heinz Döring

Hochauflösendes Bild (jpeg, 1MB)

Die dreiflügelige Anlage wurde im Zweiten Weltkrieg teilweise zerstört. In der Nachkriegszeit bis zur Wiedervereinigung wurde das Gebäude von verschiedenen DDR-Institutionen genutzt.

1997 begannen unter der Leitung des Architekturbüros Schweger & Partner die Umbauarbeiten für den Einzug des Bundesrates, der seit September 2000 hier tagt.

Heute präsentiert sich das Gebäude als moderner Parlamentssitz und architektonische Sehenswürdigkeit.



Außenanlagen und Fassaden

Foto: Relief mit Figuren am Gebäude des Bundesrates

Relief mit Figuren am Gebäude des Bundesrates

© Bundesrat

Betritt man das Gelände des Bundesrates von der Leipziger Straße her, so fällt einem sogleich der imposante Mittelbau ins Auge. Das Hauptportal beeindruckt mit seinen monumentalen, für den Neoklassizismus typischen Proportionen.

Auf sechs riesigen Säulen thront ein kolossales Tympanon. Die Figuren im Giebeldreieck wurden von Otto Lessing geschaffen, einem Nachfahren des Dichters Gotthold Ephraim Lessing. In der Mitte des Reliefs befindet sich die Borussia, welche die oberste preußische Staatsgewalt verkörpert. Die um sie herum angeordneten Figuren versinnbildlichen die verschiedenen Zweige der Staatsverwaltung des einstigen Preußens. 

Foto: Blick in den Ehrenhof mit Brunnen

Blick in den Ehrenhof mit Brunnen

© Bundesrat | Wilke

Der Leipziger Straße zugewandt liegt der Ehrenhof mit seinen aufwendigen Gartenanlagen. Nach Plänen des Landschaftsarchitekten Prof. Gustav Lange wurde dieser im Zuge der Umbauarbeiten für den Einzug des Bundesrates neu angelegt. Großen Wert legte der Architekt dabei auf den Erhalt der ursprünglichen Gestaltung.

Eingerahmt von einem Muster aus Buchsbaumhecken begrüßen japanische Azaleen den Besucher; im Sommer übernehmen dies rosafarbene und blaue Hortensien. Frei stehende Magnolienbäume und Rosenpflanzen durchbrechen die geometrische Anordnung. Der Brunnen aus Sandstein vor dem Hauptportal stellt den Höhepunkt des Ensembles im Ehrenhof dar. Er wurde in Anlehnung an das historische Vorbild gestaltet.

Foto: Eibe im hinteren Teil des Gartengeländes

Eibe im hinteren Teil des Gartengeländes

© Bundesrat | Wilke

Vor den Sanierungsarbeiten war der Hof jahrzehntelang nicht gepflegt worden. Unter Unkraut und Schutt fand man jedoch die erhalten gebliebenen ursprünglichen Wege- und Pflanzenflächen. So konnte bei der Restaurierung die ursprüngliche Gestaltung der Wege wiederhergestellt werden. Sogar das schwarz-weiße Kleinpflastermosaik auf dem Fußweg entlang der Leipziger Straße wurde in akribischer Feinarbeit rekonstruiert.

Zwei Eibenbäume in der südlichen Gartenanlage sollen an eine besondere Geschichte erinnern: Als 1851 das Vorläufergebäude für die Bedürfnisse des Preußischen Herrenhauses umgebaut werden sollte, setzte sich Friedrich Wilhelm IV. höchst persönlich für den Erhalt der zwei alten Eibenbäume im Garten ein. Schon als Kronprinz war er in den Bäumen herumgeklettert.

Dem Wunsch des preußischen Königs wurde entsprochen, obwohl dafür die Baupläne abgeändert werden mussten. Zwar sind die originalen Bäume nicht mehr erhalten, an ihrer Stelle erinnern jedoch die Neuanpflanzungen an diese Anekdote.

Eingangsbereich und Plenarsaal

Foto: Blick in die Eingangshalle

Blick in die Eingangshalle

© Bundesrat | Bräuer

Durch das Hauptportal gelangt der Besucher zunächst in die imposante Eingangshalle, die in einer repräsentativen Raumfolge mit der Wandelhalle und dem Plenarsaal verbunden ist. Die im Original erhaltenen Wände, Säulen und Terrazzomosaikböden der Eingangshalle verweisen auf die einstige prunkvolle Ausgestaltung des Gebäudes.

In der Wandelhalle sind Vergangenheit und Gegenwart präsent. In den drei Kuppelgewölben, durch deren Deckenöffnungen das Tageslicht einfällt, sind erhalten gebliebene Stuckornamente und Überreste der Deckenfresken zu sehen. Diese wurden bei der Renovierung 1997 absichtlich lückenhaft belassen.

Foto: Blick in die Wandelhalle

Blick in die Wandelhalle

© Bundesrat | Bräuer

Hintergrund dabei war, dass der Architekt die Spuren der Geschichte in die moderne Ausgestaltung der Halle integrieren wollte. Die Wandverkleidungen aus rotem und weißem Stuckmarmor konnten fast vollständig im Original erhalten werden. Die modernen Sitzgelegenheiten und die Beleuchtung sowie die Kunstinstallation von Rebecca Horn stehen im Kontrast zu den historischen Elementen des Raumes.

Das Herzstück des Gebäudes, der Plenarsaal, war nach dem Zweiten Weltkrieg fast vollständig zerstört. Die Architekten Schweger & Partner schufen einen hellen Saal mit moderner Einrichtung. Durch die Glasdecke fällt Tageslicht ein und verleiht dem Raum eine beeindruckende Höhe.

Foto: Blick in den Plenarsaal des Bundesrates

Blick in den Plenarsaal

© Bundesrat

Große Wandöffnungen aus Glas verbinden den Saal mit den angrenzenden Räumlichkeiten. Das Räuchereichenparkett des Bodens, die Wandvertäfelungen aus Birkenfurnier und die moderne Einrichtung vermitteln eine ruhige, sachliche Atmosphäre.

Über dem Sitz des Präsidiums sind die 16 Wappen der Bundesländer angebracht.

Kunst im Bundesrat

Im Oktober 1997 hatte sich der Kunstbeirat des Bundesrates für einen beschränkten Wettbewerb zur künstlerischen Ausstattung des Bundesratsgebäudes entschieden. Zehn international renommierte Künstler wurden dazu eingeladen, Vorschläge für bestimmte Bereiche des Bundesratsgebäudes zu liefern. Das Preisgericht einigte sich darauf, Skulpturen des dänischen Künstlers Per Kirkeby in der Attikazone aufzustellen. Auch der Entwurf der Berliner Künstlerin Rebecca Horn für die Wandelhalle sollte verwirklicht werden.



Per Kirkebys Bronze-Skulpturen

Vor dem Zweiten Weltkrieg hatten klassizistische Plastiken das Dach des Gebäudes der Leipziger Straße geschmückt. Als Versinnbildlichungen des Nährstands, des Wehrstands sowie der Kunst, der Wissenschaft und der Volkswirtschaft hatten die von Otto Lessing geschaffenen Figuren zusammen mit dem Tympanon-Relief ein allegorisches Ensemble gebildet.

Foto: Zwei Skulpturen des Künstlers Per Kirkeby auf dem Dach des Bundesratsgebäudes

Skulpturen des Künstlers Per Kirkeby

© Bundesrat | Wilke

Die im Krieg zerstörten Skulpturen der Attika hatte man bewusst nicht wieder hergestellt. So konnten die freigewordenen Stellen auf dem Dach als Ort des künstlerischen Ausdrucks genutzt werden.

Bei dem vom Bundesrat ausgeschriebenen beschränkten Künstlerwettbewerb überzeugte Per Kirkebys Idee für den Attikabereich die Jury – ohne dass der Künstler ein einziges Modell angefertigt hatte. Vielmehr machte Kirkeby in drei Briefen an den Bundesrat deutlich, dass er auf das Vertrauen des Auftraggebers in seine künstlerischen Fähigkeiten zählte. Der Künstler wollte die Figuren im Dialog mit den Nutzern und dem Architekten entwerfen. Dies empfand der Kunstbeirat als ansprechendes Konzept.

Kirkeby schuf acht abstrakte Skulpturen aus schwarz patinierter Bronze. Sechs Bronzeblöcke, die an menschliche Gesichter erinnern, dienen als Blickfang über der Hauptfassade und beleben den Attikabereich. Zwei mächtige, je 2,5 Tonnen schwere Bronzetafeln flankieren den Giebel. Sie deuten menschliche Umrisse und Baumstämme an.

Für die abstrakten Kunstwerke soll nach Auffassung von Per Kirkeby jeder Betrachter seine eigene Interpretation finden. Als Zeichen der Moderne stehen sie im Kontrast zur historischen Architektur des Bundesratsgebäudes.

„Die drei Grazien“ von Rebecca Horn

Foto: Installation „Die drei Grazien“ von Rebecca Horn in der Wandelhalle

Installation „Die drei Grazien“ von Rebecca Horn

© Bundesrat

Betritt der Besucher die Wandelhalle, so wird er Zeuge einer anmutigen Tanzdarbietung. Die deutsche Künstlerin Rebecca Horn hat mit ihren "Drei Grazien" eine Rauminstallation geschaffen, die der Halle Leichtigkeit und Leben verleiht: In den drei Kuppelöffnungen sind goldene, matt glänzende Lanzen angebracht, die, durch Bewegungsmelder gesteuert, sanft im Kreis schwingen.

Sie sollen wie die Skulpturen Kirkebys im Zusammenspiel mit der Architektur des Gebäudes eine Brücke zwischen Vergangenheit und Moderne herstellen und den Blick in die Glaskuppel leiten. Ein über der Kuppelöffnung befindlicher Spiegel und sein Gegenüber in der Mitte des Hallenbodens reflektieren das Licht ins Unendliche.

Fotogalerien zum Gebäude des Bundesrates

Gebäude des Bundesrates - Innenansichten

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Gebäude des Bundesrates - Außenansichten

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